Reisebericht: Radreise über drei Ostsee-Inseln

Von unseren Gästen Antje und Peter

Steilküste Nordperd

Urlaub auf zwei Rädern gehört für uns schon seit über zehn Jahren zum Sommer wie der Stollen zum Weihnachtsfest. Egal ob Mecklenburg, Ost- oder Nordfriesland oder einer der zahlreichen Fluss- oder sonstigen Fernradwege in Deutschland, wir haben schon viele Regionen in unserem schönen Heimatland auf diese Weise erkundet. In diesem Jahr sollte es wieder einmal die Ostsee sein. Beim Stöbern durch die Angebote stach uns bei Radweg-Reisen die Radreise über die drei Ostseeinseln Hiddensee, Rügen und Usedom direkt ins Auge, bot sich diese Reise doch direkt an, vor allem die Insel Rügen ausführlich zu entdecken. Die war nämlich im Gegensatz zur Insel Usedom für uns noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Mit ein paar Verlängerungstagen sahen wir die Möglichkeit gegeben, möglichst viel von dieser Insel zu sehen und trotzdem auch etwas Zeit zum Ausspannen zu haben. Die Buchung ging wie üblich relativ unkompliziert vonstatten, die Reiseunterlagen waren schon recht frühzeitig im Briefkasten und so konnte es in der zweiten Augusthälfte losgehen.

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Tag 1: Anreise nach Stralsund
Der Urlaub begann mit der Bahnfahrt, einmal am Tag fährt der ICE ohne Umsteigen direkt von Leipzig nach Stralsund. Die Räder nahmen wir im Zug mit. Als Alltagsradler möchten wir im Urlaub nicht auf die extra für uns zugeschnittenen Fahrräder verzichten. Weil das gesamte Urlaubsgepäck mit auf die Fahrräder muss, wenn wir damit zum Bahnhof und am Startort zum ersten Hotel fahren, müssen wir dessen Umfang an den Platz in den Fahrradtaschen anpassen. Die Stellplätze für die Fahrräder im Zug hatten wir wie immer schon frühzeitig reserviert, weil die Plätze im ICE nur begrenzt verfügbar und gerade bei Fahrten in die klassischen Radurlaubsregionen schnell ausgebucht sind. Der Zug war pünktlich am Nachmittag in Stralsund und schon nach zehn Minuten Radfahrt war das Hotel in der Altstadt erreicht. Nach einem kurzen Stadtbummel ließen wir uns am Abend den frisch zubereiteten Fisch im „Schipperhus“ am Hafen schmecken.

Marienkirche Stralsund
Marienkirche Stralsund

Tag 2: Stralsund – Hiddensee – Breege
Frühzeitig aufstehen war angesagt, schließlich wartet das Schiff nach Hiddensee nicht auf uns. Das Gepäck für den Transport haben wir wie immer an der Rezeption hinterlassen, gut und reichhaltig gefrühstückt und schon ging es mit dem Fahrrad zum Hafen. Die Voucher für die Schifffahrt hatten wir schon am Vorabend gegen die Schiffstickets eingetauscht, so mussten wir uns nicht erst in die Schlange am Ticketschalter einreihen und kamen mit unseren Rädern schnell auf das Schiff. Zeitiges Kommen sichert gute Plätze auf dem Sonnendeck. Das Wetter war trocken, sonnig und angenehm warm, genauso wie das Wetter bei einem Radurlaub sein soll. Damit war die Schifffahrt nach Hiddensee die beste Einstimmung auf den Urlaub. Auf Hiddensee gingen wir in Neuendorf von Bord und hatten nun knapp fünf Stunden Zeit, die Insel zu erkunden. Durch Vitte, Kloster und den kleinen Ort Grieben radelten wir gemütlich bis ans nördliche Ende der Insel und danach über den „Dornbusch“ mit seinem Leuchtturm wieder zurück nach Kloster, wo wir in der Eismanufaktur einige der teilweise exotischen Eissorten probieren konnten. Am späten Nachmittag ging es dann mit dem Schiff vom Hafen Vitte nach Breege auf der Insel Rügen, wo uns das idyllisch am Bodden gelegene Hotel „Am Wasser“ für die nächsten vier Nächte beherbergen sollte.

Fahrt nach Hiddensee
Fahrt nach Hiddensee

 

Tag 3: Rundtour über die Halbinsel Wittow und zum Kap Arkona
Das Wetter war weiterhin prächtig, und so starteten wir heute eine Rundtour über den nördlichen Teil der Halbinsel Wittow und zum Kap Arkona. Über Juliusruh und Altenkirchen ging es erst einmal nach Wiek, wo wir von der heute als Besucherattraktion hergerichteten einstigen Kreidebrücke im Hafen einen wunderschönen Blick über den Bodden bis hinüber zur Insel Hiddensee genießen konnten. Weiter fuhren wir auf fast durchgehend asphaltierter Strecke mit einer Schleife über Dranske zum Kap Arkona mit seinen beiden markanten Leuchttürmen, von denen man, nach mühsamem Aufstieg, einen wunderschönen Rundblick über den nördlichen Teil der Insel Rügen und auf die weite See genießen kann. Auf dem Rückweg nach Breege machten wir noch einen Abstecher in das alte, ursprünglich anmutende Fischerdorf Vitt, mit seinen typischen reetgedeckten Fischerhäuschen.
 

Arkona Türme
Arkona Türme
Steilküste Arkona
Steilküste Arkona

Tag 4: Ruhetag in Breege
Heute war ausschlafen angesagt, die Räder hatten einen Ruhetag. Wir wollten einen ruhigen Tag in Breege und Umgebung verbringen. Nach einem ausgiebigen Frühstück spazierten wir durch den Kurpark des benachbarten Ortes Juliusruh, wo uns die „Breeger Steinschafe“ nebst anderem Getier faszinierten. Anschließend wanderten wir ein längeres Stück am Strand entlang. Da sich die Sonne hinter den Wolken versteckte, uns zudem eine steife Brise um die Nase blies, verzichteten wir auf den Sprung in die Wellen der Ostsee. Zurück Richtung Breege sind wir durch den Küstenwald auf der Boddenseite der „Schaabe“ gewandert. Am Abend war Kultur angesagt. Mit dem Schiff fuhren wir vom Hafen Breege nach Ralswiek, wo wir uns dem Zauber der Störtebeker-Festspiele hingaben. Die spektakulären Aufführungen um die Abenteuer des Klaus Störtebeker, gespielt auf einer Naturbühne am Boddenufer, sollte man sich nicht entgehen lassen, zumal es während der Festspielsaison, mit der extra dafür eingerichteten abendlichen Schiffsverbindung von Breege nach Ralswiek und zurück, die Möglichkeit einer standesgemäßen An- und Abreise gibt.
 

Breeger Steinschafe
Breeger Steinschafe

Tag 5: Eine weitere kleine Rundtour über die Halbinsel Wittow
Heute stiegen wir wieder auf unsere Räder, um einen weiteren Teil der Halbinsel Wittow zu erkunden. Von Breege aus fuhren wir auf der kaum genutzten Landstraße direkt nach Wiek, wo wir die Gelegenheit nutzten, die kleine Kirche im Ort zu besichtigen. Anschließend radelten wir am Ufer des Wieker Boddens entlang zur Wittower Fähre und auf der Landstraße über Bischofsdorf zurück nach Breege. Unterwegs ließen wir, auf einer Wiese in der Sonne liegend, einfach mal für ein paar Stunden die Seele baumeln. Auch so kann Urlaub. Zurück im Hotel hieß es dann Taschen packen, stand doch für den nächsten Tag die Weiterfahrt in den nächsten Etappenort an. Zum Abschluss des Tages genossen wir noch einmal das leckere Essen auf der Terrasse unseres Hotels „Am Wasser“.
 

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Rundtour Wiek
Granitskulptur

 

Tag 6: Breege – Sassnitz
Von Breege nach Sassnitz zu radeln, das war heute Tagesaufgabe. Den Versuch, auf dem Waldweg auf der Boddenseite der Schaabe nach Glowe zu fahren, mussten wir nach wenigen Kilometern aufgeben. Der Weg wurde zusehends enger und schwierig zu fahren, sodass wir dann doch auf den Radweg entlang der Landstraße zurückgekehrt sind. Von Glowe ging es weiter am sehenswerten Spyker See und am Spyker Schloss vorbei und dann ein kurzes Stück stramm bergan zum Aussichtspunkt am Bobbiner Tempelberg. Da wir uns von vornherein dazu entschieden hatten, den Königstuhl am nächsten Tag zu besuchen, sollte es eigentlich auf der im Begleitheft vorgeschlagenen Alternativroute über Sagard weitergehen. Auf Anraten zweier Radler, die wir am Aussichtspunkt trafen, bogen wir aber an der nächsten Kreuzung rechts statt links ab, ließen die Muskeln bei einer rasanten Abfahrt hinunter ins Dorf Polchow ruhen und radelten knapp fünf Kilometer in Ufernähe des Jasmunder Boddens und dann links Richtung Borchtitz weiter, eine durchaus empfehlenswerte Alternative. Entlang der weitgehend brach liegenden Anlagen des einstigen Rangier- und Umschlagbahnhofes Mukran ging es weiter über Dubnitz nach Sassnitz. Vom Sassnitzer Hafen aus musste noch ein kurzer, strammer Anstieg in die Stadt bewältigt werden und schon hatten wir unser Hotel, unweit der Altstadt von Sassnitz, erreicht. Den Tag ließen wir bei einem kurzen Abendspaziergang durch Sassnitz ausklingen.
 

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Tag 7: Radtour zum Königstuhl
Nach einem wieder mal reichhaltigen Frühstück war heute der Königstuhl unser Tagesziel. Aus Sassnitz heraus ging es auf dem Radweg an der „Stubbenkammerstraße“ entlang und dann über einen Waldweg erst einmal knapp zwei Kilometer stetig bergauf bis zum Infopunkt bei Buddenhagen. Weiter verläuft der Weg in einem stetigen bergauf und bergab durch den Wald bis zum Königstuhl. Für uns, die wir auf „Bio-Rädern“ (also ohne Elektrounterstützung) radeln, war es zwar etwas anstrengend, aber durchweg gut zu fahren. Der Rundgang mit Audioguide durch das Nationalpark-Zentrum vermittelt viele wissenswerte Einblicke über die Natur an sich und die naturgeschichtlichen Zusammenhänge der Insel Rügen. Er ist absolut empfehlenswert. Anschließend besuchten wir noch die Aussichtsplattform auf dem Kreidefelsen. Ein inzwischen historischer Moment, da die bisherige Plattform auf dem Felsen Ende September 2022 für immer geschlossen wurde und ab Frühjahr 2023 durch eine schon im Bau befindliche, frei über dem Kreidefelsen schwebende Aussichtsplattform, „Königsweg“ genannt, ersetzt wird.

Königstuhl

Da wir noch Kraftreserven hatten, radelten wir am Nachmittag vom Königstuhl über einen Waldweg nach Lohme, wo sich der angeblich beste Fernblick auf Kap Arkona bieten sollte. Leider war es über der Ostsee etwas dunstig, sodass die Aussicht dann doch nicht so schön war wie erhofft. Von Lohme fuhren wir, wie ausgeschildert, wieder zurück Richtung Sassnitz, wo die rund zwei Kilometer lange Abfahrt entlang der Stubbenkammerstraße in die Stadt unser Lohn für die Anstrengungen des Tages war. Den Abend ließen wir bei einem Glas Wein im Restaurant „Fährblick“ an der früheren Seebrücke von Sassnitz ausklingen.

 

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Buchenwald Nationalpark Jasmund


Tag 8: Ruhetag in Sassnitz
Heute hatten die Räder wieder einen Ruhetag. Nach Ausschlafen und Frühstück bummelten wir durch die sehenswerte Altstadt von Sassnitz zum Hafen, wo wir die sich gerade bietende Gelegenheit zu einem Schiffsausflug zu den Kreidefelsen nutzten. Es ist schon beeindruckend, die Kreideküste vom Wasser aus zu sehen, wenn man noch einen Tag vorher oben gestanden hat. Anschließend ließen wir uns einen Eisbecher im Hafen schmecken und besichtigten danach die Überbleibsel des früheren Hafenbahnhofes. Leider gibt es das Museum im Glasbahnhof, dem einstigen Fährterminal für die „Schwedenfähren“, nicht mehr. Über den neuen Fußgängersteg und einige Nebenstraßen spazierten wir noch einmal Richtung Altstadt, um im dortigen Restaurant „Altstadt-Brasserie“ zu Abend zu essen und unsere Eindrücke von Sassnitz Revue passieren zu lassen.
 

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Sassnitz Altstadt
Sassnitz Altstadt
Steilküste am Königsstuhl
Steilküste am Königsstuhl

Tag 9: Sassnitz – Göhren
Adieu Sassnitz, Göhren ruft. So wie wir nach Sassnitz hineingeradelt sind, so fuhren wir die ersten Kilometer auch wieder raus. Hinter Dubnitz hat man von den Brücken über die Gleisanlagen einen guten Einblick in die Anlagen des Fährhafens Sassnitz-Mukran. Anschließend folgt erst einmal ein reichlich langes Stück, wo man auf der viel befahrenen Straße nach Binz radeln muss, bevor am Ende der Ortschaft Neu-Mukran endlich wieder der Radweg beginnt. Schließlich erreichten wir Prora mit seinen kilometerlangen Blöcken der einst geplanten KdF-Urlauberanlage, deren Bau Ende der 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts begonnen hat, aber damals nicht vollendet wurde. Einige Blöcke sind schon saniert und umgebaut und werden inzwischen als Jugendherberge, Hotel oder Wohnanlage genutzt, weitere Blöcke waren noch im Umbau. Hinter Binz sind wir noch vor dem Jagdschloss Granitz nach links abgeschwenkt und dann gemütlich durch den Wald nach Sellin geradelt, wo zur Belohnung wieder einmal ein Eisbecher fällig war. Über Baabe, am Mönchguter Tor vorbei und dann durch den Wald erreichten wir Göhren, vor dessen Ortseingang noch einmal eine kräftige Steigung zu bewältigen war und wo wir im Hotel „Stranddistel“ schon erwartet wurden.
 

Binz
Binz


Tag 10: Spaziergang rund um Göhren
Da es am Vormittag noch regnerisch aussah und es recht kühl und windig war, haben wir uns heute entschieden, die Räder stehen zu lassen und den Ort und seine Umgebung zu Fuß zu erkunden. Durch den Ort und den kleinen Kurpark spazierten wir zum Strand, zur Seebrücke und zum Bahnhof mit der schnuckeligen Schmalspurbahn, die auf den schon fast irreführenden Namen „Rasender Roland“ hört. Danach sind wir durch den Ort zum Südstrand gelaufen, wo wir uns eigentlich das Museumschiff „Luise“ anschauen wollten, leider geschlossen. Erst am Strand entlang und dann weiter im Wald oberhalb der Steilküste umrundeten wir den Zipfel des Nordperd, bis wir wieder an der Seebrücke ankamen und uns den obligatorischen Eisbecher schmecken ließen. Zum Abend kehrten wir in „Die Räucherei“ gleich neben dem Bahnhof ein, wo es allerlei Sorten Fisch sowohl geräuchert als auch gebraten gibt. Das urige Lokal mit großem Freisitz ist dringend zu empfehlen. Man kann zwar nicht reservieren, muss aber auch in Stoßzeiten nicht lange auf einen freien Tisch warten.

Göhren
Göhren
Steilküste Nordperd
Steilküste Nordperd

Tag 11: Halbinsel Mönchgut
Der Wind vom Vortag war weg, die Sonne schien kräftig am blauen Himmel, die besten Voraussetzungen, die Halbinsel Mönchgut mit dem Rad zu erkunden. Auf dem ausgewiesenen Radweg ging es über Lobbe nach Klein Zicker sowie nach Thiessow mit dem Lotsenturm, von dem aus wir bei bester Sicht die Greifswalder Oie und die Insel Usedom klar sehen und auch die Reste der Anlagen des ehemaligen Kernkraftwerkes bei Lubmin sowie die Kirchtürme der Hansestadt Greifswald gut erkennen konnten. Nachdem wir Thiessow verlassen hatten, schwenkten wir vom Radweg erst einmal zum Strand ab, wo wir uns bei bestem Sonnenschein und lauer Luft in die Fluten der Ostsee stürzten und anschließend ein Mittagsschläfchen in der Sonne, am fast menschenleeren Strand, einlegten. Ostsee pur. Auf dem weiteren Rückweg machten wir noch einen Abstecher nach Groß Zicker mit der kleinen Dorfkirche und seinem sehenswerten Pfarrwitwenhaus sowie nach Gager mit dem Fischereihafen. In Lobbe stärkten wir uns im Restaurant „Seeteufel“, bevor wir später am Abend wieder in Göhren ankamen.
 

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Blick zur Greifswalder Oie
Blick zur Greifswalder Oie
Thiessow Strand
Thiessow Strand

 

Tag 12: Kleine Runde um den Selliner See
Das Wetter lockte uns wieder aufs Rad und so fuhren wir nach dem schon fast gewohnt reichhaltigen Frühstück über Lobbe und vorbei am Windschöpfwerk Lobbe nach Middelhagen. Im dortigen Schulmuseum mit seiner weitgehend originalen Einrichtung fühlte man sich gut an die früheren Zeiten mit einer einzigen Dorfschulklasse für das erste bis achte Schuljahr zurückversetzt. Über Alt Reddevitz radelten wir zum Baaber Bollwerk, wo wir mit unseren Fahrrädern vom Fährmann in seiner Ruderbootfähre mit Muskelkraft über die Baaber Bek übergesetzt wurden. Am Westufer des Selliner Sees entlang, durch Altensien und vorbei am Yachthafen Sellin ging es nach Baabe, von wo aus wir auf dem schon bekannten Weg wieder nach Göhren fuhren. Zum Abschluss unseres Aufenthaltes in Göhren gönnten wir uns noch einmal einen leckeren Fischteller in der „Räucherei“ am Bahnhof Göhren.
 

Windschöpfwerk Lobbe
Windschöpfwerk Lobbe
Middelhagen
Middelhagen


Tag 13: Fahrt mit dem „Rasenden Roland“ nach Putbus und weiter mit dem Rad nach Greifswald
Nach unserem Abschied vom Hotel „Stranddistel“ rollten wir erst einmal bergab zum Bahnhof, wo wir unsere Fahrräder in den Packwagen des „Rasenden Roland“ hoben, mit dem wir heute nach Putbus fahren sollten. Pünktlich kurz vor zehn setzte sich der Zug in Bewegung, gezogen von einer urtümlichen Dampflok. Im gemächlichen Tempo „raste“ der Roland durch die schöne und abwechslungsreiche Landschaft der Insel Rügen, die wir im offenen „Cabriowagen“ mitten im Zug noch einmal richtig genießen konnten, über Sellin und Binz nach Putbus. Dort angekommen sattelten wir wieder unsere Räder, warfen noch einen Blick auf die Orangerie und den Marktplatz und radelten dann über Garz, den Ort Schabernack (den gibt es wirklich) und Zudar nach Glewitz, wo wir mit der Fähre nach Stahlbrode auf das Festland übersetzten. Hier folgten wir der Empfehlung im Begleitheft von Radweg-Reisen und radelten den unbefestigten Weg direkt an der Boddenküste entlang nach Kalkvitz und Gristow.

Mesekenhagen
Mesekenhagen

Ein sehr schöner Weg, der aber abschnittsweise sehr schmal, stellenweise versandet und deshalb hier und da schwierig zu fahren ist. Aber sicher allemal besser als sechs Kilometer Kopfsteinpflaster auf der alten Schwedenstraße zu radeln. Vor allem aber hätten wir sonst das Schauspiel verpasst, was uns zahlreiche Kitesurfer bei kräftigem Wind, an einem kleinen Strand am Bodden, mit ihren bunten Kites geboten haben. Ab Mesekenhagen folgten wir der Ausschilderung des Ostseeküsten-Radweges über Karrendorf nach Neuenkirchen, der aber, obwohl in der beigefügten Radwanderkarte als gut befahrbar ausgewiesen, in größeren Abschnitten nur aus einer staubigen Schotterpiste bestand, wo wir froh waren, diese endlich überwunden zu haben. Die Hansestadt Greifswald erreichten wir über einen kleinen Umweg unmittelbar am Hafen, von wo es nicht mehr weit bis ins Hotel in der Altstadt war. Zur Belohnung des Tages gab es neben einem kräftigen Abendessen ein zünftiges „Störtebeker“ im Brauhaus am Markt.

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Rasender Roland
Rasender Roland
Kitesurfer
Kitesurfer

 

Tag 14: Greifswald
Wir wollten die uns bis jetzt noch unbekannte Hansestadt Greifswald entdecken und hatten deshalb auch hier einen Zusatztag eingelegt. Nur konnten wir nicht damit rechnen, dass ausgerechnet am Sonntag fast alle Kirchen ab Mittag verschlossen waren. Schade, so blieb nur der wunderschöne Dom St. Nikolai, den wir besichtigen konnten und von dessen Turm wir eine gute Aussicht auf Greifswald und seine Umgebung hatten. Ein Spaziergang durch die Altstadt und im Hafen sowie ein Eisbecher rundeten den Tag ab.
 

Greifswald
Greifswald

Tag 15: Greifswald – Wolgast
Von Greifswald radelten wir an der Ryk entlang nach Wieck, wo wir das Glück hatten, das Öffnen der alten Holzzugbrücke für den Schiffsverkehr beobachten zu können, das war schwere Handarbeit. Weiter ging es durch die weite Küstenlandschaft über Kemnitz, Ludwigsburg und Loissin zum Hafen Vierow und von dort unmittelbar an der Küste entlang zum Seebad Lubmin, welches im Gegensatz zu den anderen Seebädern Anfang September eine beschauliche Ruhe ausstrahlte. In weiten Strecken neben der Landstraße fuhren wir weiter an den Resten des einstigen Kernkraftwerkes Lubmin vorbei (das Info-Zentrum am Haupteingang hatte leider geschlossen) durch Spandowerhagen nach Freest, mit seinem kleinen idyllischen Fischereihafen, wo im Café „Häppchen“ erneut ein Eisbecher fällig war. In Kröslin entschieden wir uns, nicht geradeaus an der Landstraße weiterzufahren, sondern im Bogen übers platte Land Richtung Hollendorf, durch Karrin und Weidehof nach Wolgast zu radeln, eine fast verlassene Gegend, wo sich Fuchs und Hase noch Gute Nacht sagen. Am Ortseingang von Wolgast ging es hinunter zum Uferweg an der Peene, auf dem wir den Hafen und das kleine Stadtzentrum von Wolgast erreichten, wo sich auch unser Hotel „Peenebrücke“ befand. Zum Abend ließen wir uns am Hafen im urigen Fischrestaurant „Der Speicher“ nieder, wo wir unseren Durst löschen und Energie für den nächsten Tag tanken konnten.
 

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Holzzugbrücke Wiek
Holzzugbrücke Wiek
Wolgast
Wolgast

 

Tag 16: Wolgast – Seebad Heringsdorf
Gestärkt durch ein gutes Frühstück ging es mit den Rädern über die Peeneklappbrücke auf die Insel Usedom und weiter auf einem Feldweg Richtung Mölschow, in Trassenheide erreichten wir wieder die Ostseeküste. Nun ging es durch den Küstenwald meist unmittelbar hinter den Dünen auf Waldwegen und durch die Seebäder über fast die ganze Insel. Da wir schnell vorankamen, leisteten wir uns bei einem Abstecher in die Ortslage von Koserow am Straßenrand ein Eis in der Bubble-Waffel und folgten am Campingplatz von Ückeritz, bei schönstem Sommerwetter, noch einmal dem Ruf der Ostsee, die uns in ihren Wellen kühlen wollte. Heringsdorf war danach recht schnell erreicht. Das Hotel „Kaiserhof“ lag direkt an der Strandpromenade.
 

Ückeritz
Ückeritz
Anklamer Stadtbruch
Anklamer Stadtbruch

Tag 17: Seebad Heringsdorf – Ueckermünde
Von Heringsdorf radelten wir wieder zurück ins benachbarte Seebad Bansin, von wo aus die Tour ins Hinterland der Insel Usedom ging. Über Neu Sallenthin, Sellin, Benz und Neppermin erreichten wir auf ruhigen Wegen Mellenthin mit seinem Wasserschloss. Nach einem kurzen Stück an der Bundesstraße sollte der Weg durch den Wald in Richtung Gummlin führen. Wir waren skeptisch, war doch dieser Weg gar nicht in der Radwanderkarte eingezeichnet. Und doch lagen im Wald zwei schmale Asphaltstreifen, die sich sehr gut fahren ließen. Man kann sich eben auf die Routenbeschreibungen von Radweg-Reisen verlassen. Durch den Ort Stolpe ging es in die beschauliche Kleinstadt Usedom und weiter nach Karnin. Mit der kleinen Elektrofähre setzten wir über den Peenestrom ans Festland über und passierten dabei die Überreste der Eisenbahnhubbrücke, die zum Ende des Zweiten Weltkrieges gesprengt wurde. Weiter radelten wir durch den Anklamer Stadtbruch, eine wildromantische Moor- und Sumpflandschaft, in der sich eine Vielzahl von Wasservögeln beobachten lassen. Kurz vor Bugewitz konnten wir auch noch eine größere Gruppe Kraniche auf den Feldern beobachten, ein wahrlich beeindruckendes Erlebnis so kurz vor dem Ende unserer Reise. Über Mönkebude, mit seiner in moderner Architektur gehaltenen Dorfkirche, erreichten wir am Abend Ueckermünde, den letzten Etappenort unseres Radurlaubes.

Hubbrücke Karnin
Hubbrücke Karnin
Kraniche
Kraniche
Dorfkirche Mönkebude
Dorfkirche Mönkebude


Tag 18: Ruhetag Ueckermünde
Wir haben bei früheren Radreisen die Erfahrung gemacht, dass wir besser am letzten Etappenort noch einen Verlängerungstag einlegen, bevor es auf Heimreise geht. So haben wir die Möglichkeit, die Ereignisse und Bilder der letzten zweieinhalb Wochen erst einmal zu verarbeiten. Ausschlafen, noch einmal durch die Stadt spazieren, auf einer ruhigen Bank im Park oder am Hafen die Seele baumeln lassen und dann am nächsten Tag nach Hause fahren, so war der Plan. In der Realität war es dann aber der einzige Tag in unserem gesamten Urlaub, der von früh bis in die Nacht hinein durchgehend verregnet war. So blieb uns nur, die Beine auf dem Hotelbett auszustrecken und erst am späten Nachmittag mal eine halbe Stunde rauszugehen, bevor wir unseren Urlaub im nahegelegenen Restaurant „Backbord“ am Hafen mit einem zünftigen Hausbräu und einer großen Fischplatte haben ausklingen lassen.
 

Ueckermünde
Ueckermünde

 

Tag 19: Heimreise
Eigentlich sollte es mit der Bahn von Ueckermünde wieder nach Hause gehen, nur fuhren die Züge leider gerade zu dieser Zeit nicht nach Ueckermünde. Da es uns zu riskant war, ob der Ersatzbus unsere Räder mitnimmt, sind wir bei nun wieder trockenem Wetter und angenehmen Temperaturen mit unserem gesamten Gepäck 15 Kilometer nach Ferdinandshof geradelt. Kurz bevor dort der Regionalexpress Richtung Pasewalk eintraf, bekamen wir doch tatsächlich noch einen beeindruckenden Abschiedsgruß: Über uns kreiste plötzlich mit lauten Rufen eine Gruppe Kraniche. Mehr fürs Geld kann man nun wirklich nicht bekommen. Von Pasewalk brachte uns der ICE wieder ohne Umsteigen nach Leipzig, wo wir pünktlich eintrafen und mit unserem Gepäck nach Hause radelten.
 

Abschiedsgruß der Kraniche
Abschiedsgruß der Kraniche
Fazit:

Eine rundherum gelungene Reise, bei der man die drei Ostseeinseln wirklich gut kennen lernen kann. Noch dazu, wenn man wie wir noch ein paar Zusatztage einlegt, was ja beim Veranstalter Radweg-Reisen problemlos möglich ist. Die Hotels waren gut ausgesucht, da stimmte alles. Der Gepäcktransport lief gewohnt problemlos ab. So problemlos, dass man es eigentlich gar nicht erwähnen muss. Dabei sollte gerade das einmal erwähnt werden. Wir haben uns in über zehn Jahren Radurlaub auf den Gepäcktransfer immer absolut verlassen können. Wir kommen auf jeden Fall auf die Angebote von Radweg-Reisen zurück, und das ist keine Drohung.

Bis zum nächsten Radurlaub

Antje und Peter aus Leipzig