Reisebericht: In sechs Tagen rund um den Bodensee

Von unserem Gast Inge

Traumhaft schöner Sonnenschein, üppige Blumenanlagen, berühmte Dichter – ein Fahrradurlaub am Bodensee, wie man ihn sich schöner nicht vorstellen könnte. Auf dem Mietrad rund um den Bodensee durch drei Länder. Sportliche Erholung mit Start und Ende in der geschichtsträchtigen Stadt Konstanz. Unser Gast Inge schreibt von den Erfahrungen ihrer 6 tägigen Rundtour um den Bodensee

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Anreise nach Konstanz

Mit dem Bodensee verbinden uns vielfältige Erinnerungen aus längst vergangener Zeit. Deshalb fahren wir mit Vorfreude zunächst nach Konstanz, unserem Startpunkt der Rundreise.
Schon am Samstag, den 04.05.2019, reisen wir per Bahn ohne Fahrräder an. Unser Reiseveranstalter Radweg-Reisen hat für uns die Hotels dieser Reise reserviert und für den Aufenthalt in Konstanz das Apartmenthotel in Petershausen vorgesehen; eine umgebaute Kasernenanlage, die allerdings als solche überhaupt nicht zu erkennen ist. Sie wurde vor über 100 Jahren erbaut mit der Maßgabe, einen Wohncharakter zu erhalten. Auffallend sind die für heutige Verhältnisse große Deckenhöhen und die liebevoll gestalteten Sprossenfenster in Bogenform. Das Personal empfängt uns freundlich und gibt das Zimmer zum Check-in frei. Danach ist genug Zeit für einen Altstadtbummel. Schon beim Überqueren der Altstadtbrücke können wir die Seeluft schnuppern und der Urlaub kann beginnen.

Mieträder

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Am darauffolgenden Tag holen wir unsere Leihräder ab, keine E-Bikes. Auch hier sind die Mitarbeiter von Radweg-Reisen, selbst am Sonntag, für uns da und gehen auf alle individuellen Wünsche ein. Nach der Einweisung sind wir stolze Besitzer der roten Flitzer. Die regensicheren Gepäcktaschen sind mit der Werbeaufschrift des Reiseveranstalters versehen. Während der Tour werden wir unsere bis dato anonymen Reisebegleiter immer wieder an diesen Logos erkennen.

Die Fahrräder sind in einem top gepflegten Zustand, sie liefern uns die ganze Reisezeit über hervorragende Dienste.

Radweg-Reisen Mieträder

1. Radler-Tag

Wider Erwarten gestaltet sich das Wetter zusehends freundlich und belohnt uns tagsüber mit Sonnenschein. Über die Anlage des Freibades Hörnle radeln wir in Richtung Insel Mainau. Schon in der Außenanlage locken großzügige Blumenanlagen.

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Da unser heutiger Weg in Friedrichshafen enden soll und wir noch eine große Wegstrecke vor uns haben, lassen wir uns trotz der Blumenpracht im Eingangsbereich der Insel nicht zu einem Abstecher locken, sondern radeln in Richtung Wallhausen weiter, entlang der idyllischen Bernadotte-Allee.

Bernadotte Allee

Am Hafen warten schon andere Radler auf die ankommende Fähre um 11.15 Uhr. Sie bringt uns in die Stadt Überlingen. Wir schlendern mit unserem Rad durch die Fußgängerzone mit ihren netten, kleinen Häusern und Läden und fahren weiter zur Barockkirche Birnau.

Wallfahrtskirche Birnau

Wer die überbordende Fülle von Barockkirchen mag, sollte sich diesen Augenschmaus nicht entgehen lassen. Darüber hinaus ist der Blick auf der Aussichtsplattform vor der Kirche grandios – Der Überlinger See liegt uns zu Füßen und lenkt den Blick zum gegenüberliegenden Bodanrück mit der vorgelagerten Insel des Grafen Bernadotte; es ist die Insel Mainau.

Honigschlecker

Ein Innehalten in der Kirche scheint mir Glück gebracht zu haben (wenn man dafür das Glück bemühen möchte), denn ein Passant hat einen schwarzen Handschuh gefunden und gemutmaßt, dass es meiner sein könnte. Und er war es. Handschuhtragen war nicht nur an diesem Tag sinnvoll und notwendig, da der Wind kalt war. Und so kam es, dass ich den Handschuh zum Fotografieren ausgezogen und anschließend verloren habe.

Die Fahrt geht weiter, vorbei an den Pfahlbauten in Unteruhldingen, bis nach Meersburg. Hier schieben wir unser Rad den steilen Anstieg zur Oberstadt hinauf, vorbei an der alten Burg, vorbei am neuen Schloss bis hin zur Gutsschenke. In den trutzigen, gemütlichen Gemäuern genießen wir unsere Kaffeepause, bevor wir anschließend den Seeblick von der Terrasse aus aufnehmen.

Und immer wieder begeistert uns die Aussicht: jenseits des Sees grüßen die schneebedeckten Berge der Schweiz herüber und unten glitzert das Wasser und reflektiert die Sonnenstrahlen dann, wenn die Wolken es zulassen. Dazu die weiße Bodenseeflotte sowie die Fährschiffe von Staad nach Meersburg – einfach herrlich.

Das Dichterhäuschen von Annette von Droste-Hülshoff liegt noch einmal ein Stück weiter oben am Bergeshang. Es ist ein Kleinod und ein Abstecher ist lohnenswert.
Wir machen uns auf den Weg Richtung Hagnau. Den Hof zum Weingut Aufricht wollen wir dieses Mal nicht besuchen, da wir bereits auf einer früheren Reise Ort und Ambiente des Weingutes kennen gelernt haben. Ein Gläschen des leckeren Weines auf dem Balkon des Weingutes verkosten mit Blick auf die Bergwelt der Alpen – was braucht es mehr, um glücklich zu sein?!

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Wir suchen allerdings unser Glück zunächst für heute in Immenstaad. Der Landungssteg mit der dazu gehörigen Parkanlage ist sehr gepflegt und wir rasten im nahen Café bei einem Latte-Macchiato, bevor wir unseren Zielort dieser Etappe nach 52 km erreichen.

Latte-Macchiato und Helme auf Tisch

Friedrichshafen

Oftmals wird vom Bodensee als dem Schwabenmeer gesprochen. Das ist nur teilweise richtig, da der See auf deutscher Seite den badischen, den württembergischen und den bayrischen Anteil abdeckt. Friedrichshafen gehört zum schwäbischen Teil der Bodenseelandschaft und wurde nach König Friedrich von Württemberg benannt. Der König sorgte dafür, dass die ehemalige Reichsstadt Buchhorn einen Hafen bekam und auch gleich einen neuen Namen dazu. Das Zeppelinmuseum in dieser Stadt ist immer ein lohnenswertes Ziel.

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Später flanieren wir am Hafengelände entlang und klettern auf den Mole-Turm in der Hafenanlage. In 15 m Höhe wird ein Blick frei, der mich an das Gedicht von Goethe denken lässt – Zum Sehen geboren.

Friedrichshafen Panoramablick

Das Gasthaus Rebstock in Friedrichshafen wird für diese Nacht unsere Bleibe sein und wir erhalten beim Check-in den Schlüssel mit Nr. 27. Das Zimmer im Hintergebäude ist kaum zum Umdrehen geeignet, so klein und so eng. Das trifft auch auf die Nasszelle zu. Allerdings war der Gastraum ganz nett, rustikal und gemütlich. Das Frühstück war überschaubar und handverlesen. Bei Bedarf wurde jedoch immer wieder aufgefüllt. Für mich als Kaffeegenießerin war das Highlight des Frühstücks der leckere Darboven-Kaffee.

2. Radler-Tag

Es ist Dienstagmorgen, der 07.05.19. Um 9.00 Uhr geht es los! Dieser Tag sollte der absolute Sonnentag werden – und wurde es auch. Bei traumhaft schönem Sonnenschein starten wir hinein in unsere zweite Etappe. Etwa 35 km liegen heute vor uns. Der Reiseweg führt uns entlang an Obstplantagen. Allenthalben fahren geschäftig Trecker durch die Anlagen und bewirtschaften die Felder. So sorgen die Obstbauern für eine ertragreiche Ernte.

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Bald kommen wir nach Langenargen. Neben der beschaulichen Innenstadt ist das Schloss Montfort sehenswert. Es liegt auf einer Landzunge und wurde im 19. Jahrhundert im orientalisch-maurischen Stil erbaut. Für König Wilhelm I. von Württemberg diente das Schloss als Lustschloss. Die spätere Besitzerin Prinzessin Luise von Preußen war durch die Berliner Schlösser an die Zinnen tragenden Bauwerke gewohnt – und hat vielleicht deshalb dieses Anwesen gekauft.

Blumen vor Alpensicht

Es macht Spaß zu sehen, wie die Menschen, und nicht nur hier, sich ihr Zuhause gestalten und sauber halten. Kein achtlos weggeworfener Müll verunziert Straßen und Plätze.
Wir ziehen unsere Bahnen weiter gen Wasserburg, vorbei an einer Villengegend in Bad Schachen. In Wasserburg lassen wir die Seele am Seeufer baumeln und blicken von hier aus auf die Inselstadt Lindau.

Wasserburg

Wasserburg und Lindau gehören zum bayerischen Teil des Bodensees. Nach nur wenigen Kilometern erreichen wir schon gegen Mittag Lindau. Markant ist die Hafeneinfahrt mit dem zungenlosen Löwen. Von der Seeterrasse des angrenzenden Hotels lässt sich bei einem Gläschen Wein das Treiben des Lebens beobachten. 

Lindau, Hafen

Frisch beschwingt durchstreifen wir die alten Gassen der ehrwürdigen Stadt, vorbei am imposanten Rathaus hin zum Marktplatz mit seinen zwei Kirchen. Die beiden Kirchen – evangelisch und katholisch – scheinen friedvoll ein Leben nebeneinander zu erlauben. Da die Reiseroute heute kurz ist, verweilen wir eine längere Zeit in dieser idyllischen Stadt.
Danach heißt es: Lindau ade, bis auf ein andermal!

Wir suchen nach unserer Unterkunft, Hotel Nagel im Stadtteil Zech nahe der österreichischen Grenze. Etwas schwierig zu finden. Man muss in Höhe des Campingplatzes nach links die Gleise queren, dann findet man das Hotel. Die Suche aber sollte sich lohnen: ein wahres Schätzchen: neu erbaut, modern und in klaren Linien. Freundlich werden wir empfangen und können einchecken.

Wir sind geradezu begeistert, mit welcher Liebe zum Detail die Zimmer ausgestaltet sind.

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Die Birkenstämme vor einer verglasten Duschabtrennwand suggerieren ein Leben im Birkenhain. Die im Boden verankerte Beleuchtung setzt eine schöne Naturstimmung frei. Wie auch sonst kleine Lichteffekte eine wohlige Atmosphäre zaubern. Dazu kommt das architektonische Geschick bei der Integration des Bades, aufgegliedert in drei Abschnitte mit u.a. begehbarer großer Dusche.

Hotelzimmer

Im Innenhof der Anlage war ein Swimmingpool, der zurzeit renoviert wurde. Somit fiel das Schwimmen aus. Dafür aber wurde für uns schon frühzeitig die Fass-Sauna auf der Dachterrasse aufgeheizt. Für uns Sauna-Liebhaber war dies ein besonderes Erlebnis: mit Bildern im Kopf der vergangenen Tage – und nun chillen und die warme Abendsonne auf der Haut genießen!

3. Radler-Tag

Es ist Mittwochmorgen, der 08.05.2019, 9.00 Uhr. Wie vom Wetterdienst angekündigt soll es heute bedeckt sein. Wir holen unsere Räder aus dem Nebengebäude und freuen uns auf das 5 km entfernte Bregenz. Das diesige Wetter animiert nicht zu einem Besuch auf dem Pfänder. Wir wollen jedoch unbedingt die Seebühne sehen. Dieses Jahr wird Rigoletto von Verdi gespielt und der Aufbau wirkt ohne Akteure etwas skurril.

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Bregenz Oper Bühnenbild

Weiter geht es über den sehr gut ausgebauten und beschilderten Radweg mit einem kleinen Abstecher am Kloster Mehrerau. Und nach Hard überqueren wir den alten Rhein. Bei Fußach erreichen wir das Naturschutzgebiet des Rheindeltas. Von hier aus führt uns die Radroute über Felder und Wiesen einige Kilometer ins Landesinnere, um die Grenzstation hin zur Schweiz zu erreichen.

In Gaißau betreten wir Schweizer Boden. Grenzbeamte sind nicht zu sehen und beweist, dass auch hier das Schengen-Abkommen greift. Die Fahrradwege in der Schweiz sind insgesamt nicht gut beschriftet und führen oftmals an befahrenen Autostrassen entlang. Deshalb macht sich bei uns allmählich ein Gefühl breit, dass die Schweizer uns Radler nicht unbedingt haben wollen. Wir sind froh Rorschach zu erreichen; eine Stadt, die wir ganz schnell wieder verlassen. Das Verkehrskonzept ist anachronistisch. Es scheint, dass eine städtbauliche Entwicklung total verschlafen wurde: Der Autoverkehr zwängt sich durch die enge Hauptstrasse und architektonisch sind keine erwähnenswerten Glanzstücke in der City vorhanden. Einzig die Parkanlage und der Komplex vom hohenlohischen Würth-Konzern macht das Sehen etwas erträglich. Im Gebäude gibt es eine empfehlenswerte Ausstellung.

Arbon

Über Horn geht es – nun wieder auf einem schönen Radweg entlang des Ufers - weiter zu unserem nächsten Etappenziel: Arbon. Nach etwa 50 km Gesamt-Tagesstrecke erreichen wir diesen Ort, der uns sofort umfängt mit einem imposanten Schloß, alten Stadtmauern und schönen Gässchen. Nach dem Einchecken im alten Braugasthof Frohsinn erkunden wir die Stadt.

Die alten Fachwerkhäuser sind schmuck restauriert und anhand eines Stadtführers lässt sich die Stadtgeschichte im wörtlichen Sinne nachgehen. Der „Römerhof“ ist heute ein Viersterne-Hotel und die Dame am Empfang gewährt uns Einblick in die schmucken Räumlichkeiten. Am Abend stärken wir uns im Braukeller unseres Braugasthofes mit hauseigen gebrautem Bier und einem zünftigen Rösti-Teller.

Und am nächsten Morgen begrüßt uns die Sonne zur letzten Etappe unserer Radreise.

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Mann vor Bodensee Alpen Panorama

4. Tag Radler-Tag

09.05.2019, 9.00 Uhr. Eine überschaubare Wegstrecke bis zu unserem Zielort Konstanz mit knappen 30 km liegt vor uns. Bis zum Hafen von Romanshorn ist uns der Wettergott Petrus hold, doch danach ergießt sich warmer Regen auf Natur und Mensch – und wir sind froh, entsprechende Regenbekleidung dabei zu haben. 

In Kreuzlingen angekommen entdecken wir den Seeburgpark. Es ist lohnenswert hier einen Stopp einzulegen. Der Park ist großflächig mit viel Grün und Pflanzenrabatten gestaltet. Ein Blumen- und Kräutergarten wird gerade von einem Gärtner bepflanzt.

Wir erfahren mehr über die Kreuzlinger Firma Rausch und seine eigentliche Profession der Herstellung von kräuterhaltigen Shampoos (Diese werde ich mir später als Mitbringsel besorgen). Kinder und auch Erwachsene können sich an einem Zoogehege mit heimischen Tieren (Geißen, Schweinen) erfreuen. Die Seeburg mit dem Restaurant ist heute im Besitz der Stadt Kreuzlingen. Die große Terrasse mit Blick auf den Bodensee lädt ein zum Seele baumeln lassen. Auch hier ist eine schweizerische Angestellte gerne bereit, unsere neugieren Fragen zu beantworten. Sie zeigt uns die Säle und Räumlichkeiten, die für große und kleine Feierlichkeiten geeignet sind.

Nach der Ankunft in Konstanz erfrischen wir uns mit Radler und heißer Schokolade, bevor wir wieder unser Apartmenthotel in Petershausen beziehen. Noch zwei Tage verweilen wir in der größten Stadt am Bodensee und lassen die schöne Reise ausklingen mit einem Menü im Konstanzer Konzil.

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Wir erinnern uns gerne an eine wunderschöne Gegend durch drei Länder, die wir mit dem Fahrrad erfahren konnten. Die Route bietet immer wieder Anlass für Pausen und Stopps in liebevollen, sauberen Orten. Dabei begleiten uns auf der einen Seite ausgedehnte Weinberge und Obstplantagen, auf der anderen Seite blicken wir auf die imposante Kulisse der schneebedeckten Alpen. Und dazwischen liegt malerisch der Bodensee, den wir mit dem Fahrrad noch einmal ganz anders kennenlernen konnten. Die Strecke ist bis auf ganz wenige Ausnahmen eben und gut zu fahren.

Insgesamt eine Tour, die wir jedem (auch dem ungeübten) Fahrradfahrer empfehlen können!