Reisebericht: Junge Donau – Goldener Herbst

Von unseren Gästen Bettina und Jürgen im Oktober 2023

"Sie sind jetzt die letzten", sagte man in einigen der Hotels, in denen wir auf unserer Radreise an der "Jungen Donau" zwischen Donaueschingen und Donauwörth übernachteten und unsere Leihräder sicher unterstellten. Wie die genauen Buchungszeiten für Radweg-Reisen sind, wissen wir nicht, aber die Saison ging Mitte Oktober erkennbar zu Ende. Manche Angebote zum Beispiel der kleineren Museen am Wege waren geschlossen oder schon auf Winterbetrieb umgestellt.

Von jeder Saison unabhängig sind jedoch die imposanten Schilder der Gasthöfe, egal ob man nun im "Hirschen", "Rad", der "Sonne" oder dem "Adler" einkehren will, sie sind wahre Kunstwerke eigener Art. Wenn die historischen Räumlichkeiten geschlossen sind, kann man Berühmtheiten auch auf gut gemachten Gedenkorten unter freiem Himmel ganz neu kennenlernen: Einstein oder den Schneider und unglücklichen Flugpionier Berblinger von Ulm, Albertus Magnus und die schöne Gräfin Geiselina von Schwabeck... 

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Unterwegs...
Günzburg

... in Donauwörth betrauern wir die unschuldig mit ihren Hofdamen hingerichtete Maria von Brabant und hoffen mit den tausenden Gefallenen der Schlacht von 1704 in Höchstädt und Blindheim auf Lernen aus dem "Buch der Geschichte". Burgen, die einst die Handelswege schützten, als Raubritternester bedrohten oder vom Minnesang widerklangen, sind vom Weg aus immer wieder gut zu sehen. Das schütter gewordene Laub gibt zu dieser Jahreszeit noch mehr Blicke und Bergfriede und Kemenaten frei, als das im Sommer der Fall wäre. Wir haben zwar den Aufstieg zur keltischen Heuneburg gemacht, die – wenn die Zuordnung stimmt – durch Erwähnung bei Herodot, als Pyrene die älteste benannte Stadt Deutschlands wäre und das Hohenzollernschloss Sigmaringen besucht, für dessen Eintritt unser Voucher galt, waren sonst aber nicht diejenigen, Bergsporne vom Tal aus zu erklimmen. Wege aus dem Tal hinauf nach Gutenstein, die Riesenburg, Rechtenstein oder Werenwag waren aber vorhanden und gut beschildert.
 

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Burgruine Rechtenstein
Sigmaringen

Der Herbst ist also eine sehr gute Zeit für eine solche Reise! Es waren zunächst besonders sonnige, durchaus noch warme Tage – ob das gute Zeichen für das Weltklima sind, kann man sich fragen, aber die Herbstfarben am Fürstenberg'schen Donauquellbecken, am Donaudurchbruch zwischen Fridingen und Sigmaringen und später noch einmal besonders bei der Fahrt von Ehingen nach Blaubeuren glänzten und leuchteten im besten Licht. Die Donauversickerung bei Tuttlingen war komplett trocken und das Blau im Blautopf spiegelte rot-gelbe Berghänge und die Statue der Schönen Lau in tiefsten Farben.

Donaueschingen
Donautal bei Fridingen
Blautopf in Blaubeuren
Berblinger Turm in Ulm
Einsteinbrunnen in Ulm

Zwei Tage später holte uns die Jahreszeit dann doch noch ein: Ein kräftiger Temperatursturz brachte schon in Ulm Bodenfrost und starken Nebel über den Flussauen. Hinter Lauingen sahen wir dann, als die Sonne sich wieder durchkämpfte, im Laufe des Morgens die Schwaden aus dem Fluss steigen, so als wollte der Donaugeist Hodemar, dessen Gesicht wir in Immendingen im Narrenbrunnen gesehen hatten, hier noch einmal eine Vorstellung geben. Auch das wird man wohl nur auf einer Tour zu dieser Jahreszeit erleben können! Mit Wollhandschuhen, die wir nicht im Gepäck gehabt hatten, versorgten wir uns am Morgen im Geschäft und im Laufe des Tages genossen wir dann doch wieder den Sonnenschein über der Ebene von Höchstädt und dem breiten Tal bis Donauwörth. Dort grüßt die Skulptur der "Jungen Donau" die Reisenden an der Brücke über der Mündung der Wörnitz in die Donau.

Lauingen
Donauwörth

Fazit

Langweilig war die Tour nie, im Gegenteil: Dank guter Organisation der Übernachtung und des Gepäcktransportes war das alles stressfrei und voller Abwechslung. Wir mögen auf dieser Tour dann hier und da die "letzten" Gäste gewesen sein, aber es war gewiss nicht unsere letzte Radreise auf diesen Wegen und zu einer solchen Jahreszeit.

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