Reisebericht: Rhein-Radtour in der Schweiz

Von der Radweg-Reisen Mitarbeiterin Yvonne Bender

Ruinaulta

Rheinschlucht

Chur

Weinberge

Am Rhein

Appenzellerland

Veloparkplatz

Bodensee-Hinterland

Aussicht auf den Bodensee

Eine Radtour im Alpenland Schweiz – unsere Mitarbeiterinnen Yvonne und Nele haben herausgefunden, dass man kein Radprofi sein muss, um in den Schweizer Alpen eine Radtour zu machen. Ein positiver Nebeneffekt einer solchen Radtour: Die leckere Schweizer Schokolade ist auf dem Rad im Nu wieder abtrainiert! Lesen Sie hier, warum es sich lohnt, 9 km lang bergauf zu fahren, obwohl der einzige Gasthof oben Ruhetag hat und warum man lieber nicht durch einen gesperrten Wald radeln sollte.

Seit 2015 wurde der Verlauf der Radtour geändert, inzwischen führt sie an Vorder- und Hinterrhein entlang, aber nicht mehr durch das Appenzellerland und über St. Gallen.

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Von Yvonne Bender: 

Als meine Kollegin Nele und ich überlegt haben, wohin uns unsere diesjährige Radtour führen soll, kam von ihr der Vorschlag: Lass uns die Rhein-Radtour in der Schweiz machen. Hm, das stand nun wirklich nicht auf meiner Wunschliste ganz oben. Warum eigentlich nicht? Ich mag die Berge, ich mag Wasser – und wenn das auch noch in Form eines wilden Flusses meinen Weg begleitet, umso besser. Also los.

Wir kennen ja unsere Mieträder und wissen, dass die top gewartet sind und gut laufen. Aber für so eine Radtour nehmen wir doch lieber die eigenen Räder – die sind wir gewohnt. Zum Glück konnten sie, genau wie die Mieträder unserer Gäste, zum Hotel in Chur gebracht werden, so dass wir die Anreise mit der Bahn ganz entspannt ohne Fahrräder antreten konnten.

Nele und Yvonne

Von Disentis nach Chur

Der Tag beginnt ganz gemütlich mit der Bahnfahrt von Chur nach Disentis. Da die Bahnlinie immer direkt am Fluss entlang führt, fahren wir direkt durch die berühmte Rheinschlucht, die Ruinaulta. So sehen wir sie auch von unten, denn mit dem Rad kommt man nur oberhalb vorbei. In Disentis steigen wir aufs Rad und kurz danach biegen wir auf einen unbefestigten Weg ein. Das Abenteuer kann beginnen und wir sind begeistert!

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Wir fahren viel auf Schotter- und Waldwegen, es geht bergauf und bergab und wir haben die gigantischen Berge Graubündens um uns. In Ilanz machen wir eine kurze Pause, um uns auf die bevorstehende Bergfahrt vorzubereiten. Von nun an geht es auf einer Länge von 9 km stetig bergauf. Wir fahren auf der asphaltierten Straße mit wenig Verkehr. Da es nicht so steil bergauf geht, ist die Steigung gut zu schaffen. Trotzdem sind wir froh, als wir oben sind. Oben gibt es einen Gasthof mit Terrasse, wir freuen uns auf eine Pause und ein Getränk! Draußen steht ein Schild: Mittwochs Ruhetag – ausgerechnet?? Dann eben einen Müsliriegel und Wasser auf ein paar Stufen und weiter geht’s. Immerhin nun erst mal bergab. Und auch schon wieder bergauf. Oben haben wir einen fantastischen Blick in die Rheinschlucht. Wir stellen uns mental auf die Abfahrt ein und freuen uns, dass wir die Steigungen gut hinter uns gebracht haben. Dieser Gedanke macht den recht kurzen, aber recht steilen Anstieg kurz hinter Bonaduz umso schlimmer. Nun geht es durch ein Waldstück nochmals bergab und schon von weitem sehen wir Chur. Dort angekommen, steigen wir erschöpft, aber glücklich, vom Rad.

Ruinaulta

Von Chur nach Feldkirch

Die heutige Etappe beginnt flach, genau richtig, um sich etwas einzuradeln. Huch, Abfahrt verpasst, also ein Stückchen zurück. Nun wird uns klar, warum das Radeln heute wie von alleine ging. Es windet. Und wie! Was für ein Glück, dass wir eigentlich in die andere Richtung müssen. Mit Rückenwind geht es flott voran. Schon bald entfernen wir uns vom Fluss und radeln durch schnuckelige Orte und weite Felder. Und es geht wieder bergauf. Kein Vergleich zu gestern, heute ist die Steigung ein Klacks. Wir radeln bei bestem Wetter durch Weinberge und auch der Wind ist hier kaum zu spüren. Es ist einfach nur schön hier. Kurz hinter Bad Ragaz geht der Radweg dann direkt am Fluss entlang. Wir haben plötzlich Gegenwind, und zwar nicht zu knapp. Die Sonne ist weg und ab und zu trifft uns ein Regentropfen. Wir machen auf einer Bank am Wegesrand eine kurze Pause und überlegen, ob wir bei Vaduz auf dem Radweg direkt am Fluss bleiben sollen.

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So würden wir möglichst schnell ans Ziel kommen. In den Reiseunterlagen sind aber zwei andere Routen beschrieben, die landschaftlich sicher schöner sind. Macht es einen Unterschied, wenn es sowieso grau und dunkel am Himmel ist? Ein Bauer fragt uns, wo wir noch hin müssen und nimmt uns die Entscheidung ab, als er sagt, dass es nicht mehr lange dauert, bis der Regen kommt. Starker Regen. Der Entschluss ist gefasst: Wir fahren nach Schaan zum Bahnhof und schauen, ob von dort ein Zug nach Feldkirch fährt. Eine Bahnlinie ist zumindest mal eingezeichnet. Wir erreichen den Bahnhof mit den ersten Regentropfen. Doch wir finden weder einen Fahrplan, noch einen Ticketautomaten, geschweige denn einen Schalter. Am Busbahnhof dagegen ist all das vorhanden. Wir fragen am Schalter nach, ob im Bus Fahrräder mitgenommen werden dürfen. Ja, wenn genug Platz im Bus ist – das entscheidet der Busfahrer. Er entscheidet zum Glück zu unseren Gunsten und wir fahren Richtung Feldkirch. Inzwischen schüttet es. Was für eine gute Entscheidung! Die 200 Meter vom Bahnhof zum Hotel sind genug, um uns komplett zu durchnässen. Später lässt der Regen nach und wir laufen hoch zur Burg, wo wir auch zu Abend essen – absolut empfehlenswert!

Weinberge bei Landquart

Von Feldkirch nach St. Gallen

Heute Morgen regnet es. Schon wieder. Bekanntlich gibt es ja kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Wir sollten noch feststellen, dass wir letzteres besitzen… Eigentlich ist es eine schöne Strecke bis nach Altstätten. Glaube ich – bei schönem Wetter. Durch Wälder und entlang von Wiesen und Feldern.

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So radeln wir, eingepackt in die Regenklamotten, möglichst flott nach Altstätten. Dort verfahren wir uns kurz, denn es gibt zwei Bahnhöfe. Immerhin hat es aufgehört zu regnen. Wir sind ein bisschen nass geworden unter den Regenjacken. Ob nun von außen Feuchtigkeit rein oder Feuchtigkeit von innen nicht nach außen gekommen ist, wissen wir nicht. Aber jetzt wird’s kalt. Zum Glück kommt die Zahnradbahn und bringt uns ins Appenzellerland nach Gais. Nun wieder etwas trockener und besser gelaunt machen wir uns auf den Weg. Die Landschaft entschädigt für das nicht so tolle, aber nun immerhin trockene, Wetter. Auf und ab geht es entlang von saftig grünen Wiesen mit einzelnen Bauernhöfen. So haben wir uns das vorgestellt! Unterwegs müssen wir noch eine etwa 3 km lange Steigung überwinden und belohnen uns dafür mit einem leckeren Kuchen im Restaurant bei der Appenzeller Schaukäserei. Nun sind wir ganz schnell in Sankt Gallen – so dachten wir. Der Weg durch die Vororte zieht sich und es geht doch nochmal bergauf. Aber schließlich haben wir es geschafft! Das leckere Abendessen im Restaurant Gartenhaus haben wir uns verdient!

Im Appenzellerland

Von St. Gallen nach Konstanz 

Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel – wir strahlen mit! Bevor wir auf den Sattel steigen, schlendern wir noch eine Runde durch die Innenstadt. Unser Ziel: Die Stiftskirche, das Wahrzeichen der Stadt. Auf dem Weg dorthin sind wir versucht, bereits die erste Pause einzulegen: Auf dem Gallusplatz, direkt neben der Kirche, liegen zahlreiche Sitzsäcke und es ist ein Bücherregal aufgebaut.

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Hier kann es sich ein Jeder gemütlich machen und in einem der Bücher schmökern. Was für eine gute Idee! Doch wir wollen zurück aufs Rad – also nichts wie raus aus der Stadt und weiter durch wunderschöne, grüne Landschaften. Wir wollen eine neue Strecke ausprobieren und fahren deshalb nicht, wie in den Reiseunterlagen beschrieben, direkt nach Arbon an den Bodensee. Wir wollen auf dem Seerücken bleiben und entscheiden uns deshalb, auf dem Konzil Radweg zu fahren. So geht es auf teilweise asphaltierten, teilweise geschotterten Wegen entlang von Feldern und durch einige Waldstücke. Gerade, als wir auf einen Wald zufahren, sehen wir, wie eine Sperrung aufgebaut wird. Achtung Jagd – Lebensgefahr! Oha. Wir dürfen noch schnell durchschlüpfen und erreichen unversehrt das Ende des Waldes. Gerade, als dort ebenfalls die Sperrung errichtet wird. Glück gehabt. Wir machen auf einer Bank mit Blick auf den Bodensee eine kurze Pause und schon hören wir die ersten Schüsse. Da das vor allem an Wochenenden wohl keine Seltenheit ist, belassen wir es lieber bei der Ausschreibung am See entlang. Die letzten Kilometer bis Konstanz sind schnell geradelt und wir sind wieder zuhause.

Blick auf den Bodensee

Gleich die erste Etappe ist die anspruchsvollste und, wie wir finden, auch die schönste! Für Elektroräder und unsichere Radler ist sie allerdings nicht zu empfehlen. Aufgrund der vielen Abschnitte auf Schotter, teilweise mit größeren Steinen, kann es rutschig werden. Vor allem, wenn die Wege nass sind. Wer sich unsicher ist, sollte diese Radetappe lieber auslassen. Stattdessen kann man auch mit der Bahn nach Disentis und wieder zurück fahren. So sieht man die Rheinschlucht, muss allerdings die Rückfahrt aus eigener Tasche bezahlen. Wer mit dem Elektrorad unterwegs ist, kann mit der Bahn auch nur bis Ilanz fahren und von dort zurück nach Chur. Die Wegbeschaffenheit ist dann sehr gut, man beginnt die Radtour aber leider mit dem Anstieg von 9 km. 

Insgesamt waren wir begeistert! Die Berge, die Felder und Wälder – Natur pur. In den Übernachtungsorten gibt es ein großes Angebot an Restaurants, Bars und Supermärkten und am nächsten Tag ist man ruck-zuck wieder im Grünen. Mit ein bisschen Grundkondition und Fahrsicherheit ist diese Tour sehr gut zu schaffen!

Die Rheinschlucht