Reisebericht: Radtour an der Loire

Von unserem Gast Regine

Eine traumhafte Radtour durch die als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannte Loire-Region. Ein ganz spezieller Charme geprägt durch Schlösser und Anwesen, eingebettet in wunderschöne Flusslandschaften. Eine Kombination, die einen bezaubert staunen lässt. Im Sommer 2019 radelte Regine die Radtour an der Loire. Und wie die Reise auch alleine Spaß machen kann, schildert uns Regine ausführlich in ihrem Reisebericht.

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Allein radeln? Klappt das? Macht das Spaß?

Das wurde und werde ich oft gefragt, bevor ich, wie jetzt, von meinem Urlaub mit radweg-reisen.com erzähle. Um die Antwort vorwegzunehmen:

Ja, klappt richtig gut!

Denn alles ist äußerst präzise beschrieben und gut organisiert. Und ja, es hat mir wirklich viel Spaß gemacht. Weil ich immer wieder angenehme und lustige Begegnungen mit kleinen Gruppen oder Familien hatte. Alle mit dem gleichen Ziel wie ich. Alle entspannt, beeindruckt, fröhlich. Mal ich vorne, mal die anderen und wenn man sich wieder trifft, nette kurze Gespräche. Dazu Naturlandschaften wie aus dem Bilderbuch, Schlösser wie im Märchen und – perfektes Sommerwetter.

Tag 1 – Ankunft in Orléans

Als sparsame Schwäbin habe ich natürlich den frühen TGV (6.55 Uhr ab Stuttgart HBF) genommen, weil der am günstigsten ist. Hat dazu den Vorteil, dass ich schon mittags in Orléans bin und Zeit für eine Stadtbesichtigung bleibt. Zuerst kurz einchecken. Wie ich per Tram mit den zwei Linien A und B vom Bahnhof zum Hotel komme, steht in den Unterlagen. Das Hotel liegt direkt an der Loire, in einer für eine große Stadt erstaunlich grünen Umgebung. Der freundliche Hotelier gibt mir das Tour-Set: Karten, Sehenswürdigkeiten, Zeitpläne, Heft mit Beschreibung der Etappen und Abstecher inklusive km-Angaben zum Tacho-Vergleich für die Lenkertasche – das krieg ich hin.

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Nun aber wieder zurück in die City mit der Tram. Es ist heiß. Und richtig viel los an diesem Samstagnachmittag. Ein Basketball-Wettbewerb auf dem Place du Martoi, in dessen Mitte die große Statue der Jeanne d’Arc steht. Die Nationalheldin ist hier überall präsent. Auch die prachtvoll mit Blumen und Fahnen geschmückte Straße, über die ich zur Kathedrale spaziere, ist nach ihr benannt.

Statue Jeanne d'Arc

Bis ich mein Eis geschleckt habe, ist die fröhliche Hochzeitsgesellschaft gegangen und ich kann die Kathedrale Sainte Croix innen besichtigen. Was sich wirklich lohnt, schon allein wegen der Fenstermotive. Zum Maison de Jeanne d’Arc und Hotel Groslot des 16. Jh. gehe ich auch noch. 

Wie praktisch, dass ich Halbpension gebucht habe und mich abends um nichts mehr kümmern muss. Bevor es gut gespeist (3 Gänge) und sehr müde ins Bett geht, noch einen Blick auf die ruhig hinter dem Hotel dahinfließende Loire, an deren Seite ich die nächsten Tage verbringen werde.

Tag 2 – Von Orléans nach Beaugency

Zunächst kommt alles in den Koffer, was ich über den Tag nicht brauche. Die nächsten Tage ist das Routine. Der Koffer kommt an die Rezeption und erwartet mich im nächsten Hotel.

Nach dem Frühstück um 8.30 Uhr Briefing für die Woche und Radübergabe. Da treffen alle heute startenden Radler zusammen. Meist Deutsche oder Italiener, was mit dem Veranstalter zusammenhängt. Erstaunlich viele haben wie ich ihr Rad gemietet. Leuchtend orange mit allem Zubehör. Kurze Testrunde gedreht, alles perfekt, es kann los gehen.

Vor dem Überqueren der Loire auf der Europabrücke noch eine kurze Foto-Session: Eine kleine Gruppe, weithin erkennbar mit Warnwesten (eigentlich obligatorisch in Frankreich auf Straßen außerorts) ist gleichzeitig mit mir gestartet. Für sie ein Gruppenbild, für mich ein Einzelfoto vom Start. 

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Es folgt eine Fahrt durch wunderschöne, einsame Natur. Dass jede Pflanze hier immer genug Wasser und Sonne abbekommt, das sieht man. Beim Mittags-Picknick am Wegesrand fährt eine Gruppe vorbei – wir kennen uns von heute morgen. Mohn blüht, Weißlinge und Zitronenfalter flattern.

Start Europabrücke
Schloss Meung sur Loire

Tag 3 – Von Beaugency nach Blois

Im familiären Hotel inmitten des mittelalterlichen Beaugency habe ich sehr gut geschlafen. Der kleine wuschelige Hund, den die Wirtin als ihren Aspirateur (Staubsauger) bezeichnet, weil er den Boden im Frühstückszimmer akribisch von heruntergefallenen Krümeln befreit, ist süß. In der deutschen Sprache sowie im Umgang mit Inbus- und Schraubenschlüssel ist die Wirtsfamilie routiniert – nach dem ersten Tag haben manche der Radler noch Fragen oder ein paar Kleinigkeiten am Rad einzustellen.

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Unterwegs an der Loire

Schloss Chambord Garten

Schloss Chambord

Der Tag heute steht ganz im Zeichen von Schloss Chambord. Schon die Anfahrt durch den großen Wald und wie man dann plötzlich am Tor zum Park mit dem Schild mit der Aufschrift Parc de Chambord und der französischen Lilie steht, ist gigantisch. Nach kurzer Fahrt durch den Park taucht das Schloss dann im Hintergrund auf – eine unvergleichbare Architektur mit den vielen Türmen – einfach majestätisch.

Blois wird erreicht

Neben einem kurzen Picknick plane ich hier eine längere Mittagspause für die Besichtigung dieses nie wirklich bewohnten Jagdschlosses ein. Die Gruppe aus Italien und die Familie mit den zwei Töchtern, die ich vom Start kenne, sind auch da.

Auf den Abend in Blois freue ich mich heute besonders, weil ich französische Freunde treffe, die in der Gegend ebenfalls Urlaub machen. Wir amüsieren uns über den Wirt, der erklärt, dass das Menü auf der ardoise (Schiefertafel) nur für die cyclists ist. Und es gibt viel zu erzählen...

Tag 4 – Von Blois nach Amboise

Beim Verlassen von Blois muss man unbedingt noch den einen oder anderen Blick zurück werfen. Die große Treppe mit der Mona-Lisa-Abbildung, das Schloss, die Kirche, die Brücke…
Kurz danach ein kleiner Umweg mit etwas steilerem Anstieg zu der ersten in den Unterlagen empfohlenen Bäckerei. Anfangs im Ort gut beschildert, hört das leider irgendwann auf und nach kurzer erfolgloser Suche erkundige ich mich.

Natürlich habe ich die falsche Richtung gewählt, und die italienische Familie, die mir mit gleichem Ziel gefolgt ist, auch. Wir erreichen alle zusammen die Bäckerei. Salzig oder süß, das Angebot lässt jedem das Wasser im Mund zusammenlaufen und obwohl gut gefrühstückt kann ich das Picknick heute kaum erwarten. Die Weiterfahrt ist generell etwas hügelig, aber nicht schlimm. Mittags gibt es die Möglichkeit, das für die Gartenschau bekannte Schloss Chaumont zu besichtigen, was viele Radler auch tun. 

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Idyllisch ist die Fahrt von oben mit herrlichem Blick über die Stadt herunter nach Amboise. Am Abend ist in Amboise richtig Unterhaltung geboten mit Musik und Straßenumzügen. Und bei Dunkelheit hat das beleuchtete Schloss von der Mittelinsel der Loire betrachtet ein ganz besonderes Flair.

Amboise bei Nacht

Tag 5 – Von Amboise nach Tours 

Weg von der Loire geht es leicht bergauf heraus aus Amboise und ab jetzt durch das Gebiet Touraine. Zunächst steht Schloss Chenonceau mit seinem Charme auf meinem Programm. Ein von den Frauen geprägtes Wasserschloss, am Fluss Cher erbaut. Ich besichtige noch Garten, Weinkeller, Schlossapotheke, Lazarett vom I. Weltkrieg, so viel gibt es hier zu sehen und zu erfahren – da vergeht die Zeit schnell.

 Anstelle der Loire hat nun der Cher ein Intermezzo als Reisebegleiter. Anders, ruhiger als die LoireDie Einfahrt entlang des Cher nach Tours ist eigentlich nicht schwer, aber zieht sich doch. Ich komme erst nach 19.00 Uhr an. Erstaunlich – mein Fahrrad ist das einzige orangefarbene im Abstellraum des Hotels.

Am anderen Morgen ist es eines unter vielen – also war ich wohl dennoch die erste? Die zentrale Lage des Hotels und der Tag in Tours ohne Halbpension kommen meinem Plan angesichts vorgerückter Stunde sehr entgegen: Kurzdusche, zum McDonalds direkt vis à vis und den Rest des Tageslichts für zumindest einen kleine Stadtbesichtigung genutzt. 
Das Hotel selbst unterscheidet sich von den anderen und ist als solches schon ein Reiseerlebnis für mich. Grand Hotel de Tours, direkt am Bahnhof. 1927 erbaut und in diesem Stil erhalten, natürlich modernisiert. Ich mag solche Zeitreisen und stelle mir beim Frühstück an einem Fenstertisch in der Belle Etage vor, wie es hier in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wohl zuging. Dass die Gäste damals eher nicht wie ich im Radler-Outfit hier saßen. Man kann in der Architektur gut erkennen, wo in früherer Zeit der alte, aus französischen Filmen bekannte Fahrstuhl war.

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Chenonceau am Cher
Chenonceau Zimmer der Katharina de Medici

Tag 6 – Von Tours nach Chinon

Erwartungsgemäß dauert die Ausfahrt aus Tours etwas. Aber wie die radelnden Franzosen die Ampeln ignorieren – das traue ich mich nun doch nicht.

Für heute habe ich mir fest vorgenommen, eine Besichtigungspause einzulegen. Was schon am ersten Schloss – Villandry mit seinen schönen Gärten, zu dem ich nur kurz abbiege – sehr schwer fällt. Kurz nach Vilandry mündet der Cher in die Loire. Gegen Mittag treffe ich wieder die nette norddeutsche Familie, die den Abstecher zum Schloss Azay le Rideau machen will. Der auf der Straße aufgebaute rätselhafte Schilderwald lässt nur spekulieren, ob das nun möglich ist oder nicht.

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Loire

Schloss Ussé

Sonnenblumen

Später passiere ich Schloss Ussé – Romantik pur. Die Anfahrt über die Brücke, wie es da im Hintergrund liegt... nachvollziehbar, warum es einen Schriftsteller zur französischen Version von Dornröschen animierte. Weg von der Loire geht es die letzten Kilometer für heute nach Chinon. Erst graues Industriegebiet, dann aber – ab dem Schloss – ein herrlicher Blick auf die Stadt. Bergab geht‘s in die City – den tollen Aufzug für Fußgänger wollte ich eigentlich gerne noch ausprobieren. Leider ist es auch ohne Schlossbesichtigung schon relativ spät.

Im Hotel sind einige schon ganz entspannt und frisch. Sie hatten einen radfreien Tag. Auch eine gute Idee, denn die Zugverbindung auf dieser Etappe war dafür ideal.  

Am Abend treffe ich mich wieder mit meinen französischen Freunden. Natürlich stoßen wir mit einem Glas Chinon an. Im Lokal unter Bäumen, das zum Hotel gehört, direkt am Ufer der Vienne.

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Tag 7 – Von Chinon nach Saumur

Die letzte Etappe der Reise führt mich längs der Vienne aus Chinon heraus bis in das schöne Dorf Candes St-Martin. Hier endet die Touraine und es beginnt bereits die Provinz Anjou. An der Kirche stelle ich mein Rad ab, um zu Fuß und den Reisetipps folgend zum Aussichtspunkt zu gelangen, von welchem man den Zusammenfluss von Vienne und Loire schön sieht.

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Zurück an der Kirche kann ich mich mit gerade eintreffenden Radlern wieder über unser Hase-Igel-Spiel amüsieren.

Weiter geht die Fahrt – heute ein klein bisschen hügeliger – durch weite Weinbaugebiete mit herrlicher Weitsicht. Mehrere Kilometer hat man eine wunderbare Sicht hinunter auf Fluss, Brücke – und schließlich Saumur.

Schloss Saumur

Ein Stückchen weiter noch – da taucht direkt vor mir das Schloss auf: Wie es da oberhalb Saumur und der Loire in der Sonne steht – fantastisch. Steil bergab geht die Fahrt hinter dem Schloss in den Ort. Dort ist ordentlich was los – der Nationalfeiertag steht vor der Tür. Wie lustig doch die Straßen mit bunten Regenschirmen geschmückt sind.

Saumur

Mein Zimmer im wie immer zentral liegenden Hotel ist diesmal ganz in dunklem Violett abgestimmt. Und es gibt einen Mini-Balkon mit Stühlchen und die Möglichkeit, einen Kaffee zu kochen. Den mache ich als erstes und genieße ihn ich auf dem kleinen Balkon. Schön, dass ich gut angekommen bin!

Blick auf Saumur

Schön, dass alles so gut geklappt hat!

So viel beeindruckendes gesehen und interessantes gelernt. Wie breit die Loire ist, und dennoch auf meiner gesamten Etappe aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht schiffbar, nur vereinzelt mal ein Fischerboot. Allein aber nicht einsam gereist – angenehme Begegnungen unterwegs und in den Unterkünften. 

Viel geht mir jetzt so durch den Kopf. Und ich denke dran, dass die Loire noch eine ganze Strecke vor sich hat bis zum Ozean – und ich Lust habe, ihr bis dorthin im nächsten Urlaub zu folgen...

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